Sexualität und die Art und Weise wie sie ausgelebt wird, kann sich in verschiedenen Aspekten und Formen zwischen Menschen unterscheiden. Dabei spielen sowohl das Umfeld und die Kultur wie auch intrapersonelle Faktoren wie Alter, Geschlecht und persönliche Vorlieben eine Rolle. Somit kann die Sexualität immer als Produkt einer Gemeinschaft zu einem gewissen Zeitpunkt gesehen werden, auf die individuelle Dispositionen ebenso einwirken wie aktuelle Einflüsse von außen.
Bewegt man sich im Thema Sexualität im Bereich des gewohnten, können andere Formen von menschlicher Sexualität vorschnell als seltsam oder abnormal erscheinen. Hier ist es wichtig alle Formen von menschlicher Sexualität gleichberechtig anzuerkennen, um von einem Normalbegriff der Sexualität wegzukommen.
Menschliche Sexualität kann in verschiedenen Aspekten unterschieden werden. In den folgenden Absätzen werden auf Unterschiede in der Art des sexuellen Kontaktes und Häufigkeiten, Art von Sexualbeziehungen und ungewöhnlichen Praktiken eingegangen.
Deskriptive Unterteilung
Sexueller Kontakt kann normativ grob zwischen sexueller Selbststimulierung, sexuellem Kontakt mit einem oder mehrerer Personen des eigenen oder eines anderen Geschlechts und sexuellem Kontakt mit Tieren oder Objekten unterschieden werden. Penetrativer Geschlechtsverkehr mit einem oder einer Sexualpartner*in kann weiter in oralen, vaginalen und analen Geschlechtsverkehr unterteilt werden. Oral und Anal unterteil man wiederum in aktiven und passiven Geschlechtsverkehr, wobei aktiv den oder die stimulierenden Partner*in bezeichnet und passiv den oder die Stimulierte*n. Desweiterem besteht die Möglichkeit Geschlechtsverkehr zwischen mehreren Personen in verschiedenen Sexstellungen auszuführen. Eine Umfrage aus dem Jahr 2017 brachte heraus, dass die Hündchenstellung (Doggy Style) gefolgt von Missionarsstellung und Reiterstellung die am liebsten praktizierten Sexstellungen der Deutschen sind. Neben Art des Geschlechtsverkehrs und Stellung unterscheiden sich Menschen in vielen weiteren Aspekten der Sexualität, wie dem Ort, Risikoverhalten (z.B. der Verzicht auf Kondome) oder die Häufigkeit.
Beziehungsformen
Unterschiedliche Vorlieben gibt es auch in der Art der ausgelebten sexuellen Beziehung. So kann sexueller Kontakt im Rahmen einer Monogamie oder einer Polyamorie ausgelebt werden. In einer Monogamie entschließen sich beide Sexualpartner*innen dazu, ausschließlich mit dem oder der anderen Partner*in sexuell aktiv zu sein. Personen in einer polyamoren Beziehung haben sich gemeinsam dafür entschlossen, mehrere aktive Sexualpartner*innen zu haben.
Kink
Neben Unterschieden in der Art des sexuellen Kontaktes und in den Partnerpräferenzen existieren Sexualpraktiken, die seltener sind und gelegentlich als anstößig erlebt werden und deswegen weniger kommuniziert werden. Diese Praktiken werden unter dem Überbegriff „kink“ zusammengefasst, wobei die Definition davon, was unter diesen Begriff fällt, stark von historischen und kulturellen Faktoren abhängig ist. Häufig wird der Begriff kink und BDSM synonym genutzt, auch wenn der Begriff kink ein breiteres Spektrum an sexuellem Verhalten umfasst.
BDSM
BDSM fasst alle sexuellen Praktiken zusammen, in denen es um Macht, Kontrolle und sexuell praktizierten Gewalt geht. Die Abkürzung BDSM leitet sich aus den Wörter Bondage & Disziplin, Dominance & Submission und Sadismus & Masochismus her. Unter Bondage fallen alle sexuelle Praktiken die sich um fesseln und fixieren drehen. Disziplin befasst sich mit Macht und Kontrolle, was am Beispiel von Dominance und Submission ein klares Machtverhältnis erkennen lässt. Sadomasochismus beschreibt Personen, die beim Demütigen anderer Personen (Sadisten) oder beim Gedemütigt werden (Masochisten) Lust empfinden.
Fetisch
Neben BDSM treffen auch Paraphilien und Fetischismen in der Gesellschaft oft auf Unverständnis. Bei Paraphilien erfolgt die sexuelle Befriedigung ausschließlich durch unübliche Objekte und weicht deshalb von der gesellschaftlichen Norm ab. Von einer Störung kann allerdings erst dann gesprochen werden, wenn die betroffene Person oder andere darunter leiden. Fetischismus konzentriert sich dabei auf die sexuelle Erregung aufgrund von spezifischen Reizen wie unbelebten Objekten (z.B. Latex oder Leder) oder durch das Riechen, Lecken und Schmecken von Objekten wie Füßen oder Schuhen.
Einordnung
Wer gerne was wie praktiziert ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Alter, Kultur, individuelle Dispositionen und Geschlecht. Sexualpraktiken, sexuelle Beziehungen oder sexuelle Aktivitäten, die von der Norm abweichen, sind keineswegs falsch oder schlecht. Sie sind schlichtweg anders und fremd zu dem, was unserer momentanen alltäglichen Realität entspricht. Offen zu bleiben für Neues und Ungewohntes ist hier der Schlüssel zur Akzeptanz von verschiedenen Formen der menschlichen Sexualität.