Blog

Funktionieren Triggerwahrnungen wie vorgesehen?

Die Debatte um Triggerwarnungen, die als Hilfsmittel dienen sollen, um Menschen auf potenziell belastende Inhalte vorzubereiten, ist sowohl in akademischen als auch in öffentlichen Diskussionen präsent. Während Befürworter argumentieren, dass Triggerwarnungen es Menschen ermöglichen, eine informierte Entscheidung über ihre Konfrontation mit potenziell verstörenden Inhalten zu treffen, glauben Kritiker, dass solche Warnungen durch Vermeidungsverhalten zu mehr Belastung führen können. Eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse von Victoria Bridgland und Kollegen der Flinders University, veröffentlicht in „Clinical Psychological Science“, beleuchtet diese Thematik mit empirischen Daten.

Die Forscher sammelten Studien, die Triggerwarnungen vor der Präsentation eines Medieninhalts verwendeten und anschließend psychologische oder psychophysiologische Reaktionen wie Emotionen, Angstzustände oder Herzfrequenz der Teilnehmer maßen. Zwölf Studien von 2018 bis heute gingen in die Analyse mit ein, wobei ein hoher Prozentsatz der Studien mit Überlebenden von Traumata arbeiteten, vermutlich weil diese Gruppe am meisten von Triggerwarnungen profitieren soll.

Die Meta-Analyse zeigte, dass Triggerwarnungen einen vernachlässigbaren Einfluss auf emotionale Reaktionen und Vermeidungsverhalten zeigten. Die Teilnehmenden entschieden sich größtenteils dafür, die vorgestellten Inhalte zu betrachten und fühlten sich emotional nicht getriggert. In einer Studie, in der die Teilnehmenden zwischen Artikeln mit und ohne Triggerwarnungen wählen konnten, entschieden sich die Versuchspersonen eher für jene mit Triggerwarnungen,

Es zeigte sich, dass die Präsenz von Triggerwarnungen zu einer erhöhten antizipatorischen emotionalen Reaktion führte, nicht aber die Wahrscheinlichkeit beeinflusste, das mit Warnung versehene Material zu betrachten. Dies deutet darauf hin, dass durch eine Triggerwarnung zwar eine Belastung erwartet wird, diese Erwartung aber nicht dazu führt, dass das entsprechende Material nicht betrachtet wird.

Die Forschenden untersuchten auch, ob die Präsenz von Triggerwarnungen das Verständnis für das betrachtete Material beeinflusst. Insgesamt deuteten die Ergebnisse jedoch darauf hin, dass die Einbeziehung von Triggerwarnungen keinen Einfluss auf das Verständnis des Inhalts hatte.

In ihrer Schlussfolgerung weisen die Autoren darauf hin, dass die Ergebnisse ihrer Analyse „fast einstimmig darauf hindeuten, dass Triggerwarnungen Belastungen nicht mildern.“ Diese Ergebnisse scheinen nicht darauf zurückzuführen zu sein, dass die Menschen die Triggerwarnungen einfach ignorieren, wie durch Ergebnisse belegt wird, die zeigen, dass die Teilnehmenden häufig negative Emotionen antizipieren, wenn sie sich auf belastenden Inhalt vorbereiten. Insgesamt haben Warnungen zwar einen anfänglichen Einfluss auf das emotionale Erleben, aber sobald der Inhalt tatsächlich betrachtet wird, gibt es keine Unterschiede zwischen den Reaktionen derjenigen, die vorgewarnt wurden, und denen, die es nicht waren.

Interessanterweise erhöhte die Präsenz von Triggerwarnungen in einigen Fällen sogar die Wahrscheinlichkeit, dass sich Menschen mit belastendem Inhalt beschäftigten. Dies steht im Einklang mit früheren Forschungen, die zeigen, dass viele Menschen unangenehme Reize anstatt zu vermeiden aktiv aufsuchen, ein potenzieller „forbidden fruit“ Effekt, der belastende Inhalte ansprechender macht.

Diese Studie ist jedoch mit einigen Einschränkungen verbunden. Erstens wurde eine relativ kleine Anzahl von Studien herangezogen, und alle Stichproben stammten aus WEIRD-Gesellschaften (White, Educated, Industrialized, Rich, and Democratic), was die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse einschränken könnte. Die Autoren weisen darauf hin, dass sich die meisten der in ihre Analysen einbezogenen Studien auf einzelne Zeitpunkte konzentrieren; es ist möglich, dass sich im Laufe der Zeit kleine Expositionen gegenüber beunruhigenden Nachrichten über den Inhalt akkumulieren und zu einer größeren psychischen Belastung führen können.

Ungeachtet dessen, ob Triggerwarnungen Belastungen wie beabsichtigt mildern, finden viele Menschen sie hilfreich, um eine informierte Entscheidung über den Konsum von Inhalten zu treffen. Ein komplettes Aufgeben von Triggerwarnungen ist daher nicht sinnvoll, auch wenn sie nicht den Effekt haben, den sich einige davon erhoffen.

Ließ die vollständige Studie hier: https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/21677026231186625

Read More...