Biologische Grundlagen

Biologische Grundlagen

Die verschiedenen Geschlechter sind sich anatomisch sehr ähnlich, verfügen jedoch über unterschiedliche körperliche Mechanismen, die es ihnen ermöglichen, sexuelle Handlungen vorzunehmen und sich fortzupflanzen. Im Rahmen dieses Textes betrachten wir die männliche und weibliche Anatomie. Es ist jedoch wichtig, sich die große Vielfalt der intersexuellen Anatomie vor Augen zu halten und sich bewusst zu machen, dass ein Großteil der beschriebenen Anatomie und Physiologie den verschiedenen intersexuellen Körpern auf unterschiedliche Weise entspricht.

Weibliche Anatomie
Die äußeren Genitalien der Frau werden als Vulva bezeichnet und umfassen den Venushügel, die großen und die kleinen Venuslippe (Schamlippen), die Klitoris, den Scheideneingang und die Harnröhrenöffnung. Die inneren Fortpflanzungsorgane der Frau bestehen aus der Vagina, der Gebärmutter, den Eileitern und den Eierstöcken. Die Gebärmutter beherbergt den sich entwickelnden Fötus, produziert Vaginal- und Gebärmuttersekret und leitet die Spermien des Mannes zu den Eileitern weiter. Die Eierstöcke geben die Eizellen ab. Eine Frau wird mit allen bereits produzierten Eiern geboren. Die Vagina ist über den Gebärmutterhals mit der Gebärmutter verbunden, während die Gebärmutter über die Eileiter mit den Eierstöcken verbunden ist. Die Frau hat einen monatlichen Fortpflanzungszyklus; in bestimmten Abständen geben die Eierstöcke ein Ei frei, das durch den Eileiter in die Gebärmutter gelangt. Wenn die Eizelle auf diesem Weg auf Spermien trifft, können die Spermien in die Eizelle eindringen, sich mit ihr vereinigen und sie befruchten. Wird die Eizelle nicht befruchtet, wird sie durch die Menstruation aus dem Körper ausgeschwemmt.

Männliche Anatomie
Auch Männer haben sowohl innere als auch äußere Genitalien, die für die Fortpflanzung und den Geschlechtsverkehr zuständig sind. Männer produzieren ihre Spermien ebenfalls in einem Zyklus, aber entgegen des weiblichen Eisprungs produzieren die männlichen Geschlechtsorgane ständig Millionen von Spermien pro Tag. Die wichtigsten männlichen Geschlechtsorgane sind der Penis und die Hoden, von denen letztere Samen und Spermien produzieren. Das Sperma und die Spermien können nach dem Geschlechtsverkehr eine Eizelle im Körper der Frau befruchten. Aus der befruchteten Eizelle (Zygote) entwickelt sich ein Fötus, der später als Kind geboren wird.

Neuroanatomie
Das Gehirn ist die Struktur, die die Nervenimpulse der Geschlechtsorgane und Haut in angenehme Empfindungen umsetzt. Es kontrolliert die Nerven und Muskeln, die beim Sexualverhalten zum Einsatz kommen. Das Gehirn reguliert die Ausschüttung von Hormonen, die als physiologischer Ursprung des sexuellen Verlangens gelten. Es wird angenommen, dass die Großhirnrinde, die äußere Schicht des Gehirns, die das Denken und die Schlussfolgerungen ermöglicht, der Ursprung sexueller Gedanken und Fantasien ist. Unterhalb der Hirnrinde befindet sich das limbische System, das aus der Amygdala, dem Hippocampus, dem Gyrus cinguli und dem Septalbereich besteht. Es wird angenommen, dass diese Strukturen den Ursprung von Emotionen und Gefühlen bilden und für das Sexualverhalten von Bedeutung sind.
Der Hypothalamus ist der wichtigste Teil des Gehirns für die sexuelle Funktion. Es handelt sich dabei um einen kleinen Bereich an der Basis des Gehirns, der aus mehreren Gruppen von Nervenzellkörpern besteht und Input vom limbischen System erhält. Studien mit Labortieren haben gezeigt, dass die Zerstörung bestimmter Bereiche des Hypothalamus zu einer vollständigen Unterdrückung des Sexualverhaltens führt. Einer der Gründe für die Bedeutung des Hypothalamus ist seine Beziehung zur Hypophyse, die die Hormone absondert, die im Hypothalamus produziert werden.

Sexueller Reaktionszyklus
Die sexuelle Motivation, oft auch als Libido bezeichnet, ist der allgemeine sexuelle Antrieb oder das Verlangen einer Person nach sexueller Aktivität. Diese Motivation wird durch biologische, psychologische und soziale Faktoren bestimmt. Bei den meisten Säugetierarten steuern Sexualhormone die Fähigkeit, sich sexuell zu betätigen. Bei Primaten (einschließlich des Menschen) regulieren die Sexualhormone jedoch nicht direkt die Fähigkeit zum Geschlechtsverkehr, sondern sind nur ein Faktor, der die Motivation zu sexuellen Handlungen beeinflusst. Soziale Faktoren wie Arbeit und Familie haben ebenso einen Einfluss wie interne psychologische Faktoren wie Persönlichkeit und Stress. Der Sexualtrieb kann auch durch psychische und körperliche Krankheiten, Medikamente, Stress, Lebensstil, Schwangerschaft und Beziehungsprobleme beeinflusst werden.
Der sexuelle Reaktionszyklus ist ein Modell, das die physiologischen Reaktionen beschreibt, die während der sexuellen Aktivität ablaufen. Nach William Masters und Virginia Johnson besteht der Zyklus aus vier Phasen: Erregung, Plateau, Orgasmus und Auflösung. Die Erregungsphase ist die Phase, in der die intrinsische (innere) Motivation, Sex zu haben, entsteht. Die Plateauphase bereitet den Weg zum Orgasmus. Der Orgasmus ist die Entladung der Spannung, und die Auflösungsphase ist der nicht erregte Zustand am Ende des Zyklus.

Hormone
Mehrere wichtige Sexualhormone werden von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet. Oxytocin, auch bekannt als das „Kuschelhormon“, wird beim Geschlechtsverkehr ausgeschüttet, wenn ein Orgasmus erreicht wird. Oxytocin wird auch bei Frauen freigesetzt, wenn sie gebären oder stillen; es wird angenommen, dass Oxytocin an der Aufrechterhaltung enger Beziehungen beteiligt ist. Sowohl Prolaktin als auch Oxytocin regen die weibliche Milchproduktion an. Das follikelstimulierende Hormon (FSH) ist bei Frauen für den Eisprung verantwortlich, indem es die Eireifung auslöst. Bei Männern stimuliert FSH die Spermienproduktion. Das luteinisierende Hormon (LH) löst bei der Frau die Freisetzung einer reifen Eizelle während des Eisprungs aus.
Bei Männern scheint Testosteron ein wichtiger Faktor für die sexuelle Motivation zu sein. Vasopressin ist an der männlichen Erregungsphase beteiligt, und der Anstieg von Vasopressin während der Erektionsphase steht möglicherweise in direktem Zusammenhang mit der gesteigerten Motivation zu sexuellen Handlungen.
Die Beziehung zwischen Hormonen und weiblicher sexueller Motivation ist nicht so gut erforscht, was größtenteils auf die Überbetonung der männlichen Sexualität in der westlichen Forschung zurückzuführen ist. Östrogen und Progesteron regulieren in der Regel die Motivation zu sexuellem Verhalten bei Frauen, wobei Östrogen die Motivation steigert und Progesteron sie senkt. Der Spiegel dieser Hormone steigt und fällt im Laufe des Menstruationszyklus einer Frau. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass auch Testosteron, Oxytocin und Vasopressin in ähnlicher Weise wie bei Männern an der sexuellen Motivation von Frauen beteiligt sind. Die genaue hormonelle Regulation der sexuellen Lust ist aber bis heute nicht endgültig aufgeklärt.